Schwerpunkte
Dynamische szenarienbasierte Prüfung automatisierter vernetzter Fahrsysteme
- Die Entwicklung und Ausstattung (hoch-) automatisierter, vernetzter Assistenz- und Fahrfunktionen schreitet dynamisch voran.
- Um das Unfallvermeidungspotenzial (Vision Zero) dieser Fahrfunktionen vollständig ausschöpfen und Gefahren für die Gesellschaft vermeiden zu können, müssen sie fehlerfrei funktionieren und regelmäßig auf mögliche Sicherheitsrisiken hin überprüft werden.
- Es muss weiterhin gewährleistet werden, dass die sach- und fachgerechte Überprüfung dieser Funktionen hinsichtlich Ausführung und Zustand, aber insbesondere auch Funktion und Wirkung durch einen neutralen Dritten sichergestellt ist. Die Prüforganisationen tragen dafür mit Know-how und Technikkompetenz Sorge.
- Neue Prüfmethoden und -mittel zur Überwachung automatisierter, vernetzter Assistenz- und Fahrfunktionen werden derzeit entwickelt und für eine zeitnahe Implementierung in den Untersuchungsstellen vorbereitet.
- Szenarienbasierte Prüfmethoden bieten neben statischen Prüftechnologien für Sensorik und Systeme die Möglichkeit, mittels geeigneter Darstellung der Verkehrsumgebung (virtuell/physisch) die Reaktion des Fahrzeugs während eines bestimmten Szenarios zu testen. Mehrere Methoden, u. a. eine dynamische Fahrzeugprüfung mit beweglichem Target oder auf Funktionsprüfständen mit Umgebungssimulation, befinden sich in Erprobung in entsprechenden Pilotumgebungen.
Anlassbezogene remote unterstützte Prüfung automatisierter vernetzter Fahrsysteme
- Auf Basis definierter remote übermittelter Fahrzeug-Informationen können Auffälligkeiten während des Fahrbetriebs schnell erkannt und gegebenenfalls erforderliche Maßnahmen, wie Reparaturen veranlasst werden.
- Anlassbezogene remote unterstützte Untersuchungen gewährleisten dabei ergänzend zu periodischen Präsenzuntersuchungen ein hohes Verkehrssicherheitsniveau über die gesamte Nutzungszeit des Fahrzeugs.
- Anforderungen an sicherheits- und umweltrelevante Systeme und deren mögliche Auffälligkeiten müssen, wie heute für die periodische Fahrzeuguntersuchung, auch für die anlassbezogene remote unterstützte Prüfung durch hoheitliche Stellen definiert und angepasst werden.
Softwareprüfung aller sicherheits- und umweltrelevanten Fahrzeugsysteme
- Software und entsprechende Updates, insbesondere für sicherheitsrelevante Systeme (z. B. Fahrdynamik, Fahrerassistenzsysteme, Motormanagement), müssen auf Konformität und Integrität überprüft werden können.
- Wird durch Software-Updates eine Gefährdung von Verkehrsteilnehmern oder eine Verschlechterung des Umweltverhaltens hervorgerufen, so müssen Maßnahmen, wie behördliche angeordnete Rückrufe bis hin zum Widerruf der Betriebserlaubnis, ergriffen werden.
- Softwareprüfungen mit Hilfe des HU-Adapters sind bereits heute fester Bestandteil der HU/PTI. Die Prüfungen finden u. a. anlassbezogen aufgrund von Software-relevanten Rückrufen statt.
- Mit Inkrafttreten der General Safety Reg. (GSR) werden neue sicherheitsrelevante Systeme verpflichtend eingeführt und eine Zertifizierung von Software während der Typgenehmigung durchgeführt. Die Funktionalität und Softwareintegrität wird mittels Software-Checks im Rahmen der HU/PTI geprüft.
- Hoheitliche Stellen müssen Zugang zu Vergleichswerten für Software und entsprechende Updates (u. a. Softwarenummern und Integritätsmerkmale wie Checksummen) erhalten, um eine entsprechende Konformitätsprüfung umsetzen zu können.
Ganzheitliche Prüfung von Fahrzeug-Emissionen für eine bessere Luftqualität
- Eine ganzheitliche Prüfung geltender Emissionsgrenzwerte über den gesamten Lebenszyklus wird durch synchronisierte Anforderungen an Zertifizierung, Typgenehmigung und regelmäßige Überprüfung im Rahmen der HU/PTI gewährleistet.
- Sinnvolle Kombination von Onboard-Diagnosewerten und erweiterter Endrohrmessung im Rahmen der HU/PTI: Messung der Partikelzahl auch bei Ottomotoren und Weiterentwicklung effizienter Stickstoffoxid-Messverfahren für Dieselmotoren unter Berücksichtigung von Lastpunkten im gesamten Spektrum der kombinierten Abgasnachbehandlungssysteme.
- Ergänzung der HU/PTI durch unabhängige Überprüfung des Kraftstoff- und/oder Stromverbrauchs konventioneller Fahrzeuge und Hybridfahrzeuge sowie der rein elektrisch zurückgelegten Fahrstrecke bei Hybridfahrzeugen.
- Eine unabhängige konsequente Beobachtung und Felduntersuchung auf Basis remote übermittelter Fahrzeuginformationen ergänzt die behördliche Marktüberwachung und herstellerseitige Maßnahmen des Produktmonitorings (In-Service-Conformity).
Sichere E-Mobilität
- Hochvolt (HV)-Komponenten, insbesondere die Hochvolt-Batterie werden über die elektronische Fahrzeugschnittstelle auf Fehler geprüft. Weiterhin ist die heutige Sichtprüfung der Komponenten, Leitungen, Kennzeichnungen usw. auch künftig von großer Bedeutung.
- Die Komplexität der Hochvolt-Zellen und des Batteriemanagements bedingen eine regelmäßige Feldbeobachtung und Fortentwicklung der Prüfmethoden und -technologien. Dabei haben nicht nur der Lade-/Entladewirkungsgrad und die Dauerhaltbarkeit, sondern vor allem der Sicherheitszustand des Hochvolt-Speichers eine hohe Relevanz. Die Auswertung stützt sich dabei auch auf Daten der Langzeitbeobachtung.
- Eine zuverlässige Prüfung der HV-Sicherheit wird durch eine Messung des Potentialausgleichs sowie des Isolationswiderstands an der Ladeschnittstelle kurzfristig und effizient umgesetzt.
- In Kombination mit Felddaten, dynamischer Prüfung und Fahrzeugdiagnose müssen essenzielle Funktionen des HV-Antriebs geprüft werden:
- Prüfung der HV-Isolation bzw. des Isolationswächters
- Prüfung der Anfahrverhinderung bei Ladevorgängen
- Untersuchung des elektrischen Wirkungsgrads bzw. der Effizienz
- Prüfung der Hochvolt-Batterien auf sicherheitskritische Merkmale, wie z. B. Alterungseffekte oder mechanische Beschädigungen
Zugang zu Fahrzeugdaten über OBD und Remote-Schnittstellen
- Zur Durchführung hoheitlicher Aufgaben, wie der HU/PTI, ist ein unabhängiger und uneingeschränkter Zugang zu Fahrzeugdaten sowohl über die physikalische Schnittstelle (OBD), als auch über die Remote-Schnittstelle (OTA) notwendig.
- Ein sicherer Umgang mit – und neutraler Zugang zu – Mobilitäts- bzw. Fahrzeugdaten wird durch geeignete TrustCenter-Lösungen zur Berechtigungsverwaltung gewährleistet.
- Der Fahrzeughalter bzw. -nutzer ist zentraler Akteur und entscheidet über die (private, nicht hoheitliche) Verwendung und das Teilen seiner durch ihn generierten Mobilitäts- bzw. Fahrzeugdaten.
DOWNLOAD CHARTA 2030
Die Charta 2030 als kompakte Broschüre zum Download
In der Broschüre zur Charta 2030 finden Sie die Positionen, Lösungsansätze und Forderungen der Prüforganisationen zur Weiterentwicklung der Technischen Fahrzeuguntersuchung kompakt und übersichtlich zusammengefasst.