Ganzheitliche Prüfung moderner Fahrzeuge
Die Prüforganisationen gewährleisten während des gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs (Entwicklung, Genehmigung und Betrieb) Sicherheit und Nachhaltigkeit.
Position und Forderung
- Heutige Prüfinhalte (elektronische Prüfverfahren, Räder, Fahrwerk, Licht, Bremse, ...) im Rahmen der periodisch-technischen Fahrzeugprüfung (HU/PTI) werden zielgerichtet ergänzt und weiterentwickelt – u. a. für automatisierte und vernetzte Fahrsysteme
- Fahrzeugprüfungen im Rahmen von HU/PTI und Begutachtungen werden dynamischer. Funktions- und Wirkungsprüfungen sind insbesondere dynamisch, effektiv und effizient und ergänzen (statische) elektronische Zustandsprüfungen.
- Die Konformität und Integrität von Software als elementarer Bestandteil elektronisch geregelter Fahrzeugsysteme muss für alle sicherheitsrelevanten Fahrzeugsysteme überprüft werden (u. a. durch Checks von Software-Updates im Rahmen der HU/PTI).
- Die Bereitstellung (durch Fahrzeughersteller) und der Zugang (über OBD-/OTA-Fahrzeug-Schnittstellen) zu allen untersuchungsrelevanten Fahrzeug-Informationen muss gesetzlich verankert und dem technischen Fortschritt der Fahrzeuge entsprechend angepasst werden.
- Die periodischen Präsenzuntersuchungen müssen um anlassbezogene remote unterstützte Untersuchungen ergänzt werden. Auf Basis der Fahrzeuginformationen sollen Auffälligkeiten von sicherheits- und umweltrelevanten Bauteilen, Baugruppen und Systemen erkannt und die Wiederherstellung des Sollzustands überprüft werden.
Nachhaltiger Schutz von Mensch und Umwelt
Die Prüforganisationen sichern die Einhaltung umweltrelevanter Standards und leisten einen Beitrag zur Einführung umweltschonender Fahrzeugtechnologien und neuer Mobilitätslösungen.
Position und Forderung
Weiterentwicklung und Ausweitung der Emissionsprüfung zur Feststellung und Abstellung von Schäden, Alterungen und Manipulationen der Abgasnachbehandlung während der HU/PTI:
- Ergänzung der Endrohrmessung im Rahmen der HU/PTI um die Messung von Stickstoffoxiden bei Dieselmotoren und Partikelanzahl bei Ottomotoren
- Festlegung validierter Fahrzeug-Sensordaten in der Typgenehmigung für eine Prüfprozedur über OBD-/OTA-Schnittstellen in der periodischen Abgasuntersuchung
- Ergänzung bisheriger Maßnahmen (HU/PTI, In-Service-Conformity, behördliche Marktüberwachung) durch eine unabhängige Felduntersuchung aller Kfz-Klassen
Überwachung umweltrelevanter Vorschriften und Standards bei Entwicklung, Genehmigung und periodischer Prüfung von Fahrzeugen aller Antriebsarten:
- diskriminierungsfreier Zugang zu umweltrelevanten Daten des Kfz
- herstellerunabhängige, modellübergreifende, standardisierte Bestimmung des Sicherheitszustands und der Energieeffizienz der Batterien von Elektrofahrzeugen
- Prüfanforderungen für alle Fahrzeuge sollen auf CO2-Ausstoß, Kraftstoffverbrauch und elektrische Energieeffizienz ausgeweitet werden
Digitalisierung und Vernetzung für eine sichere und nachhaltige Mobilität
Die Prüforganisationen setzen sich als unabhängige Dritte u. a. für die Sicherheit vernetzter Fahrzeuge sowie einen nutzerzentrierten Zugang zu (Mobilitäts-)Daten ein.
Position und Forderung
- Ein sicherer Umgang mit – und neutraler Zugang zu – Mobilitäts- bzw. Fahrzeugdaten wird durch geeignete TrustCenter-Lösungen für ein nutzerzentriertes Verwenden und Teilen von Daten und Informationen ermöglicht. Der Datenzugang zu allen untersuchungsrelevanten Fahrzeug-Informationen für hoheitliche Fahrzeug-Prüfungen muss uneingeschränkt und diskriminierungsfrei gewährleistet werden.
- Im Einklang mit dem AI Act wird die Zertifizierung und Überprüfung von KI-/ML-Algorithmen in automatisierten vernetzten Fahrzeugsystemen verstärkt simulationsgestützt und durch Funktions-/Wirkungsprüfung am Realfahrzeug sichergestellt.
- Die Einhaltung von Datenschutz und Datensicherheit sowie von Cybersecurity-Anforderungen (auf Basis UN-Regelung 155) an elektronische, vernetzte Fahrzeugsysteme wird im Rahmen von HU/PTI u. a. mittels elektronischer Software-Integritäts-Checks überprüft.
- Zum Schutz der Gesellschaft, insbesondere von Fahrzeuginsassen, anderen Verkehrsteilnehmern und Verkehrsinfrastruktur ist eine Überprüfung vernetzter Funktionen (Car2X) erforderlich.
Moderner, innovationsfreundlicher Rechtsrahmen
Die Prüforganisationen fordern Politik und Legislative auf, einen modernen und innovationsfreundlichen Rechtsrahmen zu schaffen, in dessen Umfeld sich technische Weiterentwicklungen und Innovationen der Automobilindustrie fördern und gleichzeitig die gemeinsamen Ziele Verkehrssicherheit und Umweltschutz erreichen lassen.
Position und Forderung
Die Prüforganisationen sind hierbei zum einen Wegbereiter für neue Technologien und Innovationen der Industrie, und zum anderen gewährleisten sie durch unabhängige und periodisch-technische Prüfungen den sicheren und sauberen Betrieb aktuell im Verkehr befindlicher Fahrzeuge über deren gesamten Lebenszyklus. Dies geschieht durch den Einsatz moderner Prüftechnologien und -verfahren sowie durch die Weiterentwicklung und Harmonisierung nationaler sowie internationaler/ europäischer Standards und Vorschriften zur Entwicklung, Genehmigung und Prüfung moderner Fahrzeuge, von deren Systemen und Baugruppen.
Insbesondere die Weiterentwicklung folgender Vorschriften ist für die zukünftige Tätigkeit der Prüforganisationen zur Gewährleistung von Verkehrssicherheit und Umweltschutz elementar:
Nationale und europäische Vorschriften zur Begutachtung und (periodisch-technischen) Prüfung moderner Fahrzeuge, u. a. für die Schwerpunkte
- Datenzugang zum Fahrzeug sowohl über die physikalische als auch über die Remote-Schnittstelle (OTA)
- Datenstandards (u. a. ISO 20730: electronic Periodic Technical Inspection)
- Automotive Cybersecurity und Software-Updates (auf Basis der UN-Regelungen 155 und 156)
Internationale Standards zur Fahrzeuggenehmigung (UN-Regelungen), die sowohl Fortschritte und Innovationen der Fahrzeugtechnik befördern als auch Sicherheit und Normenkonformität sicherstellen sollen